Donnerstag, 12. November 2009

filmriss.

Meine Hände zitterten als ich versuchte mir einen Whisky einzuschenken. Es war unmöglich, ich schaffte es nicht. Auf der Arbeitsfläche bildete sich ein kleiner See, der langsam die Kante herablief. Ich nahm einen großen Schluck aus der Flasche. Meine Kehle brannte. Eigentlich hasse ich Whisky pur, aber das spielte keine Rolle. Meine Nerven drohten zu versagen. "Ich liebe Dich. Ich habe Dich die ganze Zeit geliebt. ...Du bist die Frau, auf die ich mein Leben gewartet habe und mein größter Fehler war, Dir das nicht zu sagen." Diese Gesprächsfetzen hallten unentwegt in meinem Kopf. Wahrscheinlich würde er jeden Moment zerspringen. In Millionen winzige Teile. Meine Augen brannten. Ich hasste Dich so sehr in diesem Augenblick - wie lange hatte ich auf genau diese Worte gewartet. Zu lang.

In dem Moment, in dem ich meine Entscheidung endgültig ohne Dich zu leben, angefangen habe wirklich zu fühlen & leben, platzt Du wieder in mein Leben und bringst alles durcheinander. Schwerverletzt auf der Intensivstation. Es zerriss mich innerlich Dich so zu sehen. Schwach. Zerbrechlich. Angeschlossen an diese ganzen Kabel. Und trotzdem strahltest Du eine solche Zuversicht aus, dass ich nicht an Deiner schnellen Genesung zweifelte. Was anderes stand für mich gar nicht zur Debatte. Sterben? Du? NIEMALS. Ich legte Dir den Zeigefinger auf die Lippen und sagte, dass das Wichtigste ist, dass Du schnell wieder gesund wirst, ich Zeit zum Nachdenken brauche und Du bloß kein Wunder von mir erwarten sollst. Du hast gelächelt, meine Hand gedrückt, mir tief in die Augen geschaut und gesagt: "Gute Nacht, meine Traumfrau! Ich habe Dich immer in meinem Herzen bei mir." Ich gab Dir einen letzten Kuss auf die Stirn und ging.

Filmriss.

Mir fehlt jede Erinnerung daran, wie ich nach Hause gekommen bin. Ich glaube, ich bin ein großes Stück gelaufen. Gelaufen, um meine Gedanken zu ordnen, dann fand ich mich in der Küche mit dem Whisky, der brennend meine Kehle runterran, wieder. Ich fuhr Achterbahn - einen Moment saß ich mit Dir im Auto und sang lauthals zu Dirty Dancing, im nächsten Moment pokerten oder lagen wir Arm in Arm auf der Couch bei Cuba Libre, und widerrum im nächsten Moment kochten wir gemeinsam oder liebten uns leidenschaftlich die ganze Nacht. Weißt Du noch, wie Du auf dem Badewannenrand gesessen und mich bei Kerzenschein ewig unterhalten hast bis Du mitsamt Kleidung zu mir ins kochendheiße Wasser geklettert bist? Wie Du nach Hause kamst und ich all Deine Hemden gebügelt hatte, obwohl ich bügeln verabscheute? Wir auslosten, wer einkaufen fährt? Und Du mir Speck ins Essen gemogelt hast? Die Tränen bahnten sich unter meinem Lächeln ihren Weg. Er war immer noch da. In meinem Herzen. Er war niemals weg gewesen, so sehr ich mich auch bemühte.

Mein Handy vibrierte. Ich nahm ab und in der nächsten Sekunde kam mir das Grün des Fußbodens im freien Fall entgegen. Die Flasche zersprang in Millionen winzige Glassplitter.

Du fehlst. Du fehlst. Du fehlst mir.

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